Bei unseren niederländischen Freunden gibt es ein Auto auf dem in großen Buchstaben zu lesen ist „100 Jahre Jenaplan 1924-2024“.

Wir haben in den Quellen der damaligen Zeit nachgeschaut. Es stimmt wirklich 100 Jahre Jenaplan. Wer allerdings den berühmten Ausspruch auf der Konferenz von Locarno „Oh it`‘s the jenaplan“ zum alleinigen Ausgangspunkt nimmt, muss freilich noch vier Jahre mit dem Feiern warten. Das war 1928.

Jenaplan, ja das ist das Schulkonzept, das die heiligen Kühe traditioneller Pädagogik: -Disziplin, Ordnung, Leistung, Leistung, Leistung- volkstümlich: „Die Drei ist die Eins des kleinen Mannes!“gnadenlos hinterfragt. Raus kommt- Jenaplan bietet andere Denkansätze und eben auch praktische Lösungen an.

Jenaplan das ist das Konzept welches unbedingt verhindern will, dass der noch vor einem Vierteljahr so enthusiastische kleine Schulanfänger kaum drei Monate später mit dem Thema Schule innerlich durch ist. Die unbändige Lernlust der Anfangstage ist zwar noch da, weiß aber mittlerweile nicht mehr wohin mit sich. Im Jenaplan wird alles getan, dass bitte kein Sand ins tägliche Lernlust- Getriebe kommt.

Ingrid W. war viele Jahre eine der guten Seelen der deutschen Jenaplangesellschaft. Ihr Mann Dietrich, der sie oft begleitete, wollte unbedingt Jenaplan in der Erwachsenenausbildung etablieren.

Er nahm die äußeren Bildungsgrundformen des Konzeptes: Gespräch, Spiel, Arbeit und Feier als Ausgangspunkt seine Bemühungen. Statt langweiligen Vorträgen  waren die Studenten und Studentinnen mittendrin im Geschehen, simulierten unter Anleitung von Fachleuten, die wirklich in der Praxis standen, spielerisch Handlungsabläufe. Genial fand ich seine Art Befähigungsnachweise zu verlangen. Aus den Individuen wurde ein Team gebildet und dem Team wurde die Aufgabe zur Lösung gestellt. Es gab noch ein zweites Team mit der gleichen Aufgabe. Beide Teams standen im Wettbewerb. Am Ende wurden die Lösungen gemeinsam ausgewertet, Fragen gestellt, Verbesserungen besprochen und die Arbeit des Einzelnen am Gesamtergebnis durchaus kritisch gewürdigt.

Für Kinder in Schulen mit Jenaplankonzept war das oben geschilderte Vorgehen nichts Neues. Sie verstanden auch nicht ganz, warum die Fachwelt so einen Wirbel um diese Sache machte. Für die Kinder war das alles selbstverständliches Handwerkszeug beim meistern von, wie heißt das im Jenaplan, pädagogischen Situation, also Aufgaben im Team bewältigen wo der Erfahrungsschatz des Einzelnen zur Lösung des Problems aktuell noch nicht ganz ausreicht.

Wie ich kürzlich erst erfuhr, zeigte das nachhaltig Wirkung bei diesen Kindern. Eine von unseren Kursteilnehmerinnen meinte: „die Jenaplanleute seien in ihrem Abiturjahrgang schon besonders zu Werke gegangen, klar strukturiert, quasi auch mal um die Ecke denkend und sehr sozial. Sie hätten allerlei Probleme der Klasse in die Hand genommen und einer anständigen Lösung zugeführt.“

100 Jahre Jenaplan- wollen wir noch einmal 100 Jahre warten bis irgendeiner da oben mal darüber nachdenkt so etwas wie Elemente des Jenaplans flächendeckend an Schulen einzusetzen? Oder wäre es nicht längst an der Zeit etwas von unten zu tun um die heiligen Kühe etablierter Pädagogik endlich dort grasen zu lassen, wo sie hingehören- ins Museum.

Ach ja als Schulberater für Jenaplanpädagogik und jede Menge praktischer Anregungen im Gepäck helfen wir gern.

Bärbel und Jens Bitterlich www.schulberatung-bitterlich.de

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